Annette Hensel Reporterin HESSISCH OLDENDORF. In den letzten Wochen hat Werner Schlütter aufmerksam die Olympischen Winterspiele in Peking verfolgt. „Ich bin in Zella-Mehlis aufgewachsen, nicht weit entfernt von Oberhof, dem bekannten Wintersportort in Thüringen“, erzählt er und fährt fort: „In jungen Jahren liebte ich Handball, Fußball und Skifahren. Wenn Wettbewerbe mit internationalen Skisportlern stattfanden, bin ich auf Skiern nach Oberhof gefahren – direkt an mir vorbei kamen die Parteifunktionäre.“
Der gelernte Werkzeugmacher und Lehrlingssportwart der Mercedes-Büromaschinenwerke geriet als Soldat 1944 in der Normandie in Gefangenschaft. 1947 kehrte er nach Deutschland zurück und zog zum Bruder nach Bielefeld. Doch die Sehnsucht nach der Heimat quälte ihn. „So versuchte ich schwarz über die Grenze zu kommen, wurde aber erwischt und festgehalten.“ Was ihm fehlte, war eine Aufenthaltsgenehmigung.
Ein Bekannter aus Thüringen, dem er begegnete, radierte den Namen auf seiner eigenen Karte aus und setze den von Werner Schlütter ein. „Was für ein Freund! So konnte ich einreisen und meine Familie wiedersehen.“
Nach Weiterbildung zum Büromaschinenmechaniker arbeitete und lebte Werner Schlütter mit Ehefrau und drei Kindern in Bielefeld, bis er nach Hessisch Oldendorf („da wohnt meine Tochter“) in den „Lebensbaum“ zog.
Sein hohes Alter, sagt er, liege in der Familie: „Sowohl meine Eltern als auch meine Brüder konnten ihren 90. Geburtstag feiern – das habe ich jetzt auch geschafft.“ Er überlegt, lacht herzhaft und meint: „Ach, ich Dummkopf, bei mir ist es ja schon der 100.!“
Den runden Geburtstag am 20. Februar feierte der Jubilar im kleinen Familienkreis. „Dieses lange Leben habe ich mit Gottes Gnade und durch das, was mir meine Mutter fürs Leben mitgegeben hat, geschafft“, so der Jubilar und erklärt schmunzelnd auf die Frage, ob er gerne noch älter werden wolle: „Warum nicht?! Ich habe Freude am Leben.“ah
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