HAMELN. Sie haben Namen wie Annabelle, Linda, Marabel, Belana, Cilena oder Laura: Die Rede ist von Kartoffeln. Sie sind bis heute trotz veränderter Essgewohnheiten vom Speiseplan nicht wegzudenken.
Laut einer Statistik tragen 90 Prozent der in Deutschland angebauten Kartoffeln weibliche Vornamen. Sie könnten doch aber auch Lukas, Horst, Sebastian oder Alexander heißen. Es gibt eine „festkochende Annabelle“, aber keinen „festkochenden“ Klaus. Aber was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden, denn ein Küchenchef aus Berlin hatte im vergangenen Jahr eine Petition beim Bundestag eingereicht, bei der Namensgebung von Kartoffeln doch auch männliche Vornamen zu berücksichtigen. Ob er mit seinem Gesuch Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten.
Warum meist weibliche Vornamen gewählt werden, ist nicht ganz geklärt. Eine Erklärung des Bundesamtes für Landwirtschaft lautet, die Kartoffel trage weibliche Vornamen da sie „die Kartoffel“ genannt werde. Einer historischen Erklärung zufolge haben die Bauern früher die Kartoffeln nach der schönsten Tochter genannt. Wie dem auch sei. Entscheidend sind Sortenvielfalt und Geschmack.
Auf dem Wochenmarkt wird die „tolle Knolle“ an nahezu allen Gemüseständen angeboten – aus regionalem Anbau und meist auch aus eigener Ernte. Beispielsweise am Stand von Karl-Heinz Brakhage. „Kommen auch immer mehr Sorten hinzu, sind die Klassiker wie die festen Annabelle, Linda und Belana immer noch am beliebtesten“, bilanziert der Landwirt aus Fischbeck. Da die Frühkartoffelzeit Anfang August geendet habe, seien die Kartoffeln nun ausgereift und länger haltbar.
Trotz veränderter Essgewohnheiten sind Kartoffeln auch heute noch ein wichtiges und beliebtes Grundnahrungsmittel. Sie sind schnell und einfach zuzubereiten und außerdem sehr gesund. Sie enthalten viele Nährstoffe, aber kaum Fett. Rohe Kartoffeln sind wegen ihrer Stärke für Menschen jedoch unverdaulich.
Erst beim Kochen verändert sich die Stärke und macht das Gemüse genießbar. Grüne Stellen sollten jedoch unbedingt großzügig entfernt werden, denn sie enthalten das Nervengift Solanin, das in größeren Dosen Übelkeit, Kopfschmerzen oder Durchfall hervorrufen kann. Unter anderem enthalten Kartoffeln reichlich Vitamin C und B-Vitamine sowie die Mineralstoffe Kalium, Kalzium, Phosphor und Magnesium.
Die Kartoffel gelangte im 16. Jahrhundert aus den Anden nach Europa. In Preußen soll sie durch Friedrich den Großen etabliert und gegen Hungersnöte eingesetzt worden sein. Mit seinem „Kartoffelbefehl“ von 1756 hat der König allen preußischen Beamten befohlen, allen Untertanen den Kartoffelanbau „begreiflich zu machen“.
Dafür sei ihm heute noch Dank, denn vielleicht würde die Kartoffel immer noch ein Schattendasein führen. Zum Glück ist sie aber von unserem Speiseplan längst nicht mehr wegzudenken – beispielsweise in Form von Bratkartoffeln. Jede Hausfrau hat ihr eigenes Rezept. Karl-Heinz Brakhage mag die gebratenen Kartoffeln am liebsten von der Sorte Annabelle. „Das gibt schöne Bratkartoffeln, die leicht gebräunt und nicht zu fettig werden“, schwärmt der Landwirt.
Rezept für Bratkartoffeln
Eine dicke Annabelle mit einem Gewicht von 400 Gramm reicht gut für eine Person. Mit besonders großen Knollen geht die Zubereitung schneller. Nach dem Schälen werden die Knollen in etwa ein Zentimeter dicke Scheiben geschnitten und dann gewürfelt und anschließend in gesalzenem Wasser fast gar gekocht. Dann abgießen und mit wenig Öl in einer möglichst großen Pfanne braten. Am besten portionsweise, denn goldgelb werden nur die Würfel, die unten liegen. Vorsichtig beim Wenden, damit die Würfel nicht beschädigt werden. Zum Schluss Salz, Pfeffer und einen Klecks Butter beifügen. Gebratene Zwiebelringe, etwas Knoblauch und gebratener Speck bringen zusätzliches Aroma.
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