Es gibt Dinge, die gibt es eigentlich gar nicht. Eine Schlurre zum Beispiel. Sie wissen nicht, was eine Schlurre ist? Sehen Sie … – gibt es gar nicht. Oder doch? Bei mir jedenfalls schon. Seit Jahrzehnten schon bezeichne ich ein eher älteres und ein bisschen heruntergekommenes Gefährt – im Erwachsenenleben also gerne ein Auto, auch Karre genannt – als Schlurre. Woher das Wort kommt? Ich habe nicht den geringsten Schimmer. Das war einfach so da.
Worte kommen und gehen. Mit der Zeit halt. Sie haben ihre eigene Zeit, die mal länger und mal kürzer sein kann. Man kennt sie vielleicht nur in einer bestimmten Region. Oder in einem bestimmten Alter. Also, wenn mein jüngeres Kind spricht, heißt das nicht, das ich alle Worte kenne, die aus diesem Munde herauskommen. Ja, für „Digga“ brauchte ich keinen Übersetzer, aber bei „Mois ist der Baus“ – ganz ehrlich – schon.
Dafür aber weiß wiederum auch nicht jeder 19-Jährige, mit welchen Fisimatenten er seine Eltern zur Weißglut treiben kann – auch wenn es allgemach und allenthalben stets dieselben waren und sind. Wir könnten hier spornstreichs eine honette Liste mit Wörtern staffieren, die schnell einem vermaledeiten Historien-Spektakel gleichen würde. Aber lassen wir diesen Heckmeck …
Man soll es ja schließlich auch in einer Kolumne nicht übertreiben, und dann noch zum Wochenende. Außerdem würde dies bestimmt von den einen argwöhnischen Zeitgenossen als Mumpitz ausgelegt, von anderen wiederum als Kauderwelsch abgetan. Mein großartiger Großvater übrigens pflegte in solchen Situationen von Murks zu sprechen – eine Redewendung, die ich, wenn ich es mir recht überlege, doch auch schon häufig benutzt habe. Da fällt der Apfel bekanntlich nicht weit vom Stamm …
Wir wollen ja schließlich auch niemanden – also weder den Stutzer noch den Schnösel und auch nicht die Mamsell, den Kämpen oder den Schlawiner – piesacken mit unseren Worten zum Sonnabend. Ja, Sonnabend. Das ist vornehmer als Samstag. Aber ganz im Vertrauen: Samstag geht auch … machen Sie es einfach, wie sie wollen.
Mal eine ganze Zeitung in diesem Stile zu schreiben und zu drucken – was wäre das übrigens für eine Schnurrpfeiferei … Wir werden es mal besprechen, aber versprechen werde ich hier nix … nicht, dass Sie mich noch für meschugge halten.
Epilog von Uwe: Er lässt ausrichten, ich solle zum Ende kommen. Oder wie er es ausdrückt: „Ey, hör‘ ma‘, jetze is‘ ma‘ Ende mit diesem Firlefanz. Komm‘ jetze her und lass uns ma‘ über die normalen Dinge der Normalos quatschen … Sonst gibt’s nämlich wat auf ‘n Detz.“ Wir sollten mal ausbaldowern, meint der Uwe, wie die Lage so sei – und ob wir uns bald mal wieder auf ein Bierchen treffen können, also so richtig nebeneinander am Tresen – ganz so wie früher, als die Kneipen an der Straßenecke, in der Nebengasse, im Hinterhof, an der Promenadenfront, also, als alle Kneipen einfach so geöffnet waren. Wahnsinn, es gab mal eine Zeit vor Corona … „Ick weeß gar nich’ mehr so richtig, wie sich dat anfühlt, wenn ma’ am Tresen hockt und mit de’ Leutchens einfach so auf Du und Du quatscht und och ma’ jemanden einfach so in den Arm nimmt“, klagt Uwe.
Und spricht uns dabei allen aus der Seele. Ob nun die Kneipenrunde, der Theaterabend, das Jazz-Konzert, die Dampferfahrt, der Wochenendtrip, die Kartenspielfreunde – wir brauchen das alles wieder. Sonst werden wir doch alle noch plemplem …