Emmerthal. Schon über ein Jahr ist es her, als ein spektakulärer Rettungseinsatz in Börry für Aufregung sorgte. Der Gleitschirmflieger Michael Hipp musste nach ungünstigen Windbedingungen auf einer 22 Meter hohen Buche notlanden und konnte sich nicht mehr selbst befreien. Vom Boden aus war nur ein Mensch an einem orange-blauen Gleitschirm zu sehen, der sich in der Krone des Baums an einem Ast festklammerte. Erst nach drei Stunden gelang es heimischen Höhenrettern und Baumkletterern, den Mann wieder sicher nach unten zu bringen.
Gerettet wurde der 43 Jahre alte Gleitschirmflieger von Mike Hühnerbein von der Feuerwehr Kirchohsen. Der Emmerthaler ist von Beruf Baumkletterer. Er kann sich noch gut an den Notruf erinnern, der ihn an jenem Tag im November 2014 erreichte. „Ich befand mich gerade bei einem Seminar in Springe, als ich gleich doppelt zur Hilfe gerufen wurde. Zuerst wurde ich durch den Meldeempfänger der Feuerwehr von dem Vorfall informiert. Kurz danach meldete sich der Vorsitzende der Drachenfluggruppe Börry bei mir. Ich machte mich anschließend sofort auf den Weg nach Börry, um vor Ort zu helfen.“
Als Hühnerbein im Wald im Ilsetal ankommt, bietet sich auch für ihn zunächst ein ganz ungewohnter Anblick. „Ich wusste zwar theoretisch, was ich zu tun habe. Aber bislang war eine solche Rettung für mich immer nur eine Übung gewesen. Zum ersten Mal aber war es eine ernste Situation. Es ging darum, den Piloten so schnell wie möglich aus der Baumkrone zu befreien und wieder auf den Boden zurückzuholen. Schließlich wusste niemand, wie lange der Ast noch halten würde“, berichtet der Emmerthaler. Doch wie kam es überhaupt zur Notlandung? Eigentlich wollte Hipp seinen Flug über das Ilsetal auf dem 205 Meter hohen Startplatz am Hellberg enden lassen. Während seines Flugs verlor er jedoch mehr und mehr an Höhe, geriet in stärkere Winde und wurde laut eigener Aussage rückwärts in das Waldgebiet gedrückt. Glücklicherweise gelang es ihm, sich zu drehen, sodass er kontrolliert in der Buche landen konnte. Festgeklammert an den Ästen des Baumes rief der Gleitschirmpilot mit seinem Handy nach Hilfe. Die Feuerwehren aus Börry und Kirchohsen sowie die Höhenretter der Feuerwehr Hessisch Oldendorf wurden alarmiert.
Nach der Ankunft der Retter wurden Ideen entwickelt, um den Piloten aus seiner hilflosen Lage zu befreien. Am ehesten konnten sich die Retter vorstellen, ein Seil in den Baum zu schießen. Doch nach Ansicht von Hühnerbein wäre dieser Versuch zu riskant gewesen. „Man hätte den Gleitschirmflieger leicht treffen können“, sagt er. Also zog sich der damals 32-jährige seine Steigeisen an und kletterte den Baum hinauf. Oben angekommen sprach Hühnerbein dem Gleitschirmflieger gut zu und sicherte ihn mit einem Gurt. Nachdem Hühnerbein einige Äste abgeschnitten hatte, seilten sich beide aneinandergeschnallt langsam, Meter für Meter ab.
„Für mich war es definitiv der spektakulärste Fall meiner Arbeit“, sagt Hühnerbein rückblickend. Mit dem Gleitschirmflieger hatte er nach der Rettung keinen Kontakt mehr. Immerhin kann er aber berichten, dass Michael Hipp damals angekündigte, sich einen Gleitschirm zu kaufen. Immerhin habe seine Aktion ein glückliches Ende genommen.
Am 8. November 2014 berichtete unsere Zeitung über den spektakulären Rettungseinsatz in Börry. Mike Hühnerbein, Baumkletterer aus Emmerthal, holte den verunglückten Gleitschirmflieger auf die Erde zurück.Dana
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