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Christiane Stolte Reporterin Die Auswahl selbst gefertigter Gestecke könnte größer kaum sein. Nicht nur an den Ständen der Gartenbetriebe, sondern auch an manchen Obst- und Gemüseständen ziehen die mit frischen Tannenzweigen dekorierten Gestecke die Blicke der Kunden auf sich.
Allerheiligen am 1. November war sozusagen der Auftakt für den Grabschmuck – zumindest bei den Katholiken. Am Totensonntag, der auch Ewigkeitssonntag genannt wird, werden die Gräber in evangelischen Gegenden geschmückt. In diesem Jahr fällt der Totensonntag auf den 26. November. Er ist der letzte Sonntag vor dem ersten Advent. „Viele Leute legen den Grabschmuck schon einige Tage vor dem Totensonntag auf die Gräber“, weiß Heinz Piepenbrink aus seiner langjährigen Erfahrung als Marktbeschicker.
Tannenzweige, Tannenzapfen, Trockenblumen, Weide, winterharte Pflanzen, Moose und Koniferen werden von den Händlern in die kunstvollen Gebinde eingearbeitet. Manche Anbieter, beispielsweise Vollmer, Sporleder, Munzel-Piepenbrink und Poock, verarbeiten außerdem Wachs- oder Seidenrosen. Das verleiht den Gestecken einen besonderen Charme und sorgt für noch mehr Farbtupfer in der grauen Jahreszeit. Waren noch vor einigen Jahren vorwiegend große Gestecke besonders gefragt, geht der Trend immer mehr zu kleineren Gestecken. „Weil es immer mehr Urnengräber gibt“, so Angelika Baum von der Gärtnerei Vollmer. Auch auf Rasenreihengräbern werden gern kleinere Gestecke abgelegt, und zwar direkt auf den Grabsteinen. Aber bitte daran denken: Auf manchen Friedhöfen darf Grabschmuck für Urnen- oder Rasenreihengräbern nur auf dafür bestimmte Plätzen abgelegt werden. Ein weiterer Grund, dass kleinere und vor allem kostengünstige Gestecke immer beliebter werden, so die Händler des Wochenmarkts, sei übrigens der zunehmende „Grabklau“. Auch vor Kindergräbern werde nicht Halt gemacht. Was für eine abscheuliche Tat!
Die Toten zu würdigen, hat eine lange Tradition. Spuren von Bestattungen haben Archäologen schon in der Kulturschicht der Neandertaler entdeckt. Auch das Schmücken der Gräber gehört zu den frühesten Zeugnissen unserer Kultur. Bereits bei der Beerdigung dient individueller Blumenschmuck dazu, der Trauer Ausdruck zu verleihen und den Verlust zu bewältigen. Gern wird ein Grablicht dem Blumenschmuck beigefügt. Besonders zu Allerheiligen und Allerseelen spielt das Licht als Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit eine wichtige Rolle. Ein Licht ist vielen Menschen sehr wichtig, schließlich verbinden sie jeweils ganz eigene Erinnerungen mit ihren lieben Verstorbenen und möchten diesen genauso individuell zeigen, dass sie nie vergessen werden. Die katholische Tradition, in der dunklen Jahreszeit ein Licht auf dem Grab anzünden, wird übrigens auch bei den evangelischen Christen immer beliebter.
Statt eines Rezepts, wie an dieser Stelle im Marktbericht üblich, ein „November-Gedicht“ von Erich Kästner.

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