OHR. Innerhalb von nur 90 Minuten sind am Mittwochnachmittag bei Ohr sechs Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Um 15.40 Uhr krachte es auf der Landesstraße 432 zwischen Ohr und Groß Berkel, um 17.09 Uhr auf der Bundesstraße 83 am Ortseingang (von Emmern aus gesehen).
Bei dem letzten Unfall löste die Leitstelle MANV aus – das ist die Abkürzung für Massenanfall von Verletzten.
Die erste Kollision ereignete sich auf der Landesstraße, die Ohr mit Groß Berkel verbindet – und zwar exakt in Höhe der Abzweigung nach Klein Berkel. Nach Angaben der Polizei war eine 30 Jahre alte Frau aus Herford mit einem Lieferwagen von Groß Berkel in Richtung Ohr unterwegs. Mit dem Peugeot Expert transportierte die Frau „eilige Arzneimittel“. Der Fahrer (74) eines Audi sei von Klein Berkel gekommen – er habe von der Berkeler Straße nach links abbiegen wollen. Eigenen Angaben zufolge hat der Senior aus Hameln den von rechts kommenden Transporter nicht gesehen, weil er von der Sonne geblendet wurde. Die Peugeot-Fahrerin habe noch versucht, auszuweichen, hieß es. Sie hatte keine Chance. Der Lieferwagen prallte gegen die Beifahrerseite des Audi. Rettungswagen der Feuerwehr und des Roten Kreuzes rückten aus. Notfallsanitäter kümmerten sich um die Insassen der stark beschädigten Fahrzeuge. Die Feuerwehren Ohr, Emmern und Kirchohsen wurden ebenfalls zum Unfallort geschickt. Ihre Aufgabe war es, ausgelaufenes Motoröl unschädlich zu machen und die Brandgefahr zu beseitigen. Die Straße war zunächst voll gesperrt.
Seniorin löst Kettenreaktion aus
Bei dem zweiten Verkehrsunfall wurden vier Menschen verletzt. Ursache: Eine 80 Jahre alte Autofahrerin aus Hamburg dürfte ein Stauende übersehen haben. Der Audi A3 der Seniorin prallte mit großer Wucht gegen einen stehenden VW up!, in dem zwei Personen saßen (28, 28). Kettenreaktion. Der Kleinwagen wurde gegen das Heck eines Audi A 3 eines 57 Jahre alten Hamelners gedrückt. Der A3 krachte dadurch gegen einen Kompressor-Anhänger eines Mercedes Sprinter, in dem ein Mann (63) aus Sülzetal saß.
Feuerwehren Ohr, Emmern und Kirchohsen erneut im Einsatz
Ein organisatorischer Leiter des Rettungsdienstes aus dem Landkreis Holzminden kam zufällig auf die Karambolage zu, erkundete die Lage und forderte Rettungskräfte an. Neben einer Notärztin des Sana-Klinikums fuhren auch zwei leitende Notärzte und mehrere Rettungswagen der Feuerwehr und des DRK zum Unfallort. Grund: Die Leitstelle hatte MANV 9 ausgelöst – zum einen, um ausreichend Kräfte in Ohr zu haben, zum anderen, um weitere Notfall- und Rettungssanitäter für mögliche weitere Notfälle in der Hinterhand zu haben. Ein organisatorischer Leiter „Rettungsdienst“ der Feuerwehr Hameln, dem zwei Führungsassistenten zur Seite standen, übernahm die Koordination. Das Trio fragte in Kliniken verfügbare Betten ab und organisierte die Verteilung der Opfer. Auch die Feuerwehren Ohr, Emmern und Kirchohsen waren wieder im Einsatz – der Löschzug Ohr stand mit einem Schlauch in Bereitschaft.
Anfangs wurde über die Anforderung eines Hubschraubers nachgedacht
Nach Angaben der Hamelner Polizei wurden drei Menschen schwer verletzt. Anfangs war vor Ort darüber nachgedacht worden, auch einen Rettungshubschrauber anzufordern. Die Unfallopfer wurden mit Rettungswagen nach Hannover zur Medizinischen Hochschule, nach Bad Pyrmont zum Bathildiskrankenhaus und nach Hameln zum Sana-Klinikum gebracht. Laut Polizei haben die mutmaßliche Unfallverursacherin (80) und die beiden Insassen des VW up! (Fahrerin aus Bad Pyrmont und Beifahrer aus Hameln) schwere Verletzungen erlitten. Der 57 Jahre alte Hamelner klagte zwar über Schmerzen, er wollte laut Polizei nach der Sichtung durch Rettungskräfte nicht in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
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