Mario Tiemann und sein Kollege Florian Fischer von der Dekra setzten bei der Untersuchung der Unfallstelle das Fotogrammetrie-Verfahren ein.
Es ermöglicht die Erstellung hochauflösenden Bildmaterials, auf dem auch im Nachhinein noch kleinste Unfallspuren sichtbar gemacht werden können. Diese können so auch noch Tage nach dem Ereignis gesichert und ausgewertet werden.
Zunächst wurden auf Grundlage der Unfallaufnahme der Polizei Messungen angestellt und Fahrbahnmarkierungen aufgetragen. Dann schritt Fischer den Unfallbereich streifenweise langsam mit einer Spezialkamera ab, die an einer drei Meter langen Stativstange befestigt ist. Diese Kamera nimmt zwei Bilder pro Sekunde auf.
So entstanden Tausende von Einzelbildern, die später die Grundlage für die Hauptarbeit sind, die im Büro geleistet wird. Wie Tiemann erläuterte, wird dazu ein Hochleistungsrechner benötigt. Mit Hilfe spezieller Software werden die Einzelbilder zu einer äußerst detailreichen Gesamtaufnahme zusammengefügt. Diese dient dann als Grundlage für unterschiedliche Simulationen, außerdem ist es möglich, bis ins allerkleinste Detail heranzuzoomen. Davon versprechen sich die Unfallsachverständigen weitere Erkenntnisse zum Unfallhergang.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei war Folgendes geschehen: Am Vormittag des 22. Dezember war ein 78-jähriger Autofahrer aus Petershagen auf der falschen Fahrbahnseite unterwegs. Die Bundesstraße 65 ist in diesem Bereich autobahnähnlich vierspurig mit Mittelleitplanke ausgebaut.
Die Polizei geht davon aus, dass der Geisterfahrer von der Bundesstraße 482 auf die falsche Fahrbahn aufgefahren ist. Mindestens zwei Fahrzeuge, die ihm aus Richtung Bückeburg entgegenkamen, konnten ihm noch ausweichen. In Höhe Röcke kollidierte er dann mit dem Fahrzeug eines 41-jährigen Bückeburgers, der gerade ein anderes Auto überholte. Der Bückeburger wurde leicht verletzt. Mit im Wagen des Geisterfahrers saß dessen 81-jährige Ehefrau, die schwer verletzt wurde. Der Unfallverursacher war noch ins Mindener Klinikum eingeliefert worden, dort aber kurze Zeit später verstorben.
Dienstagmittag war die Bundesstraße 65 zwischen Röcke und der B 482 für die Fotogrammetrie-Aufnahmen für das Unfallgutachten in Richtung Minden von der Polizei für gut eine halbe Stunde gesperrt worden. „Nur“ eine halbe Stunde – wie Tiemann erläuterte, liegt ein großer Vorteil des modernen Verfahrens nämlich darin, dass es vor Ort nicht viel Zeit erfordert und auch bei schlechten Wetterbedingen einsetzbar ist.
Die Fahrbahnsperrung hatte sich zunächst etwas verzögert, da ein Polizeifahrzeug bei der Anfahrt zum Einsatz in einen Auffahrunfall verwickelt worden war.
Copyright © Deister- und Weserzeitung 2018
Texte und Fotos von dewezet.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.