„Es war sehr, sehr laut“, erzählt eine Nachbarin. Ihre Tochter schaut verstört drein. Ein alter Mann erzählt, er sei von dem Explosionsgeräusch „aus dem Schlaf gerissen“ worden. „Es hat sich angehört wie im Krieg.“ Von der Tür blieben nur kleine und große Einzelteile übrig.
Sprengstoff-Spürhunde wurden eingesetzt. Kriminaltechniker aus Hameln suchten nach Spuren. Auch Stunden nach dem Einsatz roch es vor dem Haus, in dem sich zum Zeitpunkt der Polizeiaktion niemand aufhielt, nach verbranntem Sprengstoff.
Auch in der Nähe des Bahnhofs fand zur gleichen Zeit ein Zugriff statt: In einem Mehrfamilienhaus wurden drei Männer (32, 35 und 42) abgeführt. Nach Informationen der Dewezet handelt es sich um syrische Staatsbürger. Sie sollen nach dem derzeitigen Stand der noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen nicht der islamistischen Szene angehören. Die Ermittler haben nach Recherchen der Dewezet nicht nur nach Schusswaffen, sondern auch nach Sprengkörpern in dem Haus gesucht.
Am Mittag teilte die Polizei mit, die Fahnder hätten bei den Durchsuchungen keine Waffen oder „ähnlich gefährliche Gegenstände“ gefunden. Aus Sicherheitskreisen war zu hören, dass die Polizei vor dem Einsatz „konkrete Hinweise“ gehabt hat. Die Beschuldigten seien vernommen und erkennungsdienstlich behandelt (Fotos, Fingerabdrücke etc.) worden, hieß es. Danach wurden sie auf freien Fuß gesetzt.
Hintergrund ist eine Gewalttat im häuslichen Umfeld. Es geht um Körperverletzung, Bedrohung und Freiheitsberaubung. Eine 31 Jahre alte Frau soll geschlagen und von den Männern in einem Raum eingesperrt worden sein. Es soll um verletzte Familienehre gegangen sein. Im Zuge der Ermittlungen waren Ermittler des für „Verbrechen gegen das Leben“ zuständigen 1. Fachkommissariats auf „konkrete Hinweise“ gestoßen, wonach sich Waffen und Sprengkörper in den Wohnungen befinden könnten. Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte Durchsuchungsbeschlüsse beantragt, ein Richter des Amtsgerichts hatte sie ausgestellt.
Die Polizei teilte auf Nachfrage der Dewezet mit, der Einsatz stehe „nach derzeitigen Erkenntnissen nicht im Zusammenhang mit den Vorfällen in Paris und Hannover“. Ein Sprecher sagte jedoch: „Wie immer, wenn Schusswaffen im Spiel sind, werden von uns aber auch mögliche staatsschutzrechtliche Hintergründe geprüft.“
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