Fischbeck. In sozialen Netzwerken kursieren seit einigen Tagen Berichte, wonach in im Stiftsdorf Fischbeck mehrere Kinder von einem Unbekannten verfolgt und angesprochen worden seien. Die Polizei bestätigte am Donnerstag, dass in zwei Fällen, die sich am 17. und am 20. Januar ereignet haben sollen, ermittelt werde. Nun hat die Polizei mitgeteilt, dass der erste Vorfall gar nicht passiert ist, sondern von den Kindern nur ausgedacht war.
Die drei Kinder, die erzählt hatten, sie seien am Donnerstag auf dem Weg zur Grundschule Fischbeck an der Märkischen Straße von dem Fahrer eines dunklen Volkswagens verfolgt worden, haben sich den Vorfall nach Angaben der Polizei ausgedacht. „Die Ermittlungen haben ergeben, dass die Erzählungen nicht der Wahrheit entsprechen“, teilte Polizeioberkommissar Jens Petersen am Freitag mit. Der Fall war den Ermittlern am Sonntag, 17. Januar, mitgeteilt worden. Bei der Befragung der Kinder habe es Ungereimtheiten und Widersprüche gegeben, sagt der Leiter der Polizeistation Hessisch Oldendorf, Hauptkommissar Wolfgang Römer. „Es wurden Dinge beschrieben, die faktisch nicht so gewesen sein können.“ Eine Mutter sagt weinend: „Wir glauben unseren Kindern. Sie haben nicht zugegeben, gelogen zu haben. Ein Polizist hat sie befragt, sich dann eine Meinung gebildet, und unsere Söhne stehen jetzt als Lügner dar.“ In den sozialen Netzwerken sei durch die Pressemitteilung der Polizei ein Shitstorm über sie hereingebrochen. „Ständig erreichen mich über WhatsApp und Facebook-Messenger Nachrichten von Leuten die sagen: ,Guck mal, deine Kinder haben ja gelogen‘. Das sei nur sehr schwer auszuhalten. „Das ist wie ein Spießrutenlaufen.“ Ihre Söhne hätten Angst, in die Schule zu gehen. Sie sagten: „Mama, da werde ich bestimmt gemobbt.“ Sie werde sich in Zukunft zweimal überlegen, ob sie beim nächsten Mal zur Polizei geht.
In einem anderen Fall, der sich am 20. Januar ereignet haben soll, sind die Ermittlungen der Polizei noch nicht abgeschlossen. „Wir nehmen das nach wie vor ernst. „Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand gehen wir davon aus, dass die Aussagen des Jungen stimmen.“ Es geht um einen Vorfall im Bereich Paschenburg/Dammstraße. Ein Neunjähriger soll auf dem Weg nach Hause gegen 18.20 Uhr von einem Mann, der in einem Mercedes saß, angesprochen worden sein. Der Fahrer habe mit einem Geldschein gewunken und versucht, ihn an seinem Arm ins Auto zu ziehen, erzählt der Schüler. Er hätte sich gewehrt und sei nach Hause gelaufen. Bei dem Gesuchten handelt es sich um einen sportlichen Mann, der 20 bis 25 Jahre alt ist und dunkle, kurze, gegelte Haare hat. Er war mit einer hellblauen Stoffhose und einer längeren schwarzen Lederjacke bekleidet.
Bereits am 11. Januar soll sich im Hameln in der Nähe der Pestalozzi-Schule ein ähnlich gelagerter Fall ereignet haben. Ein junger Mann, maskiert mit Sonnenbrille und Tuch vor dem Mund, soll in Hameln versucht haben, eine Schülerin in sein Auto zu locken, teilte die Schule mit. Er habe mit der Zehnjährigen gesprochen, halte ihre Aussage für „recht glaubwürdig“, sagte Schulleiter Uwe Wilhelms-Feuerhake. Das Kind lief weg und vertraute sich einer Lehrerin an. Der Vorfall wird nach Angaben von Wilhelms-Feuerhake von einer Mitschülerin bezeugt. Die Grundschülerin berichtet, der Mann, der unter anderem mit einem Kapuzenpullover bekleidet war, habe in einem dunklen Mercedes-Sportwagen mit Hamelner Kennzeichen gesessen, sie angesprochen und ihr gesagt, sie bekomme Geld, wenn sie zu ihm in den Wagen steige.
Die Polizei rät Eltern: „Sollten Kinder Ihnen von verdächtigen oder merkwürdigen Situationen erzählen, so sprechen Sie zunächst mit der Schulleitung, dem Schulpaten und Ihrer Polizei. Gemeinsam wird man geeignete Maßnahmen ergreifen. Vermeiden Sie die Verbreitung von Gerüchten und somit zur Entstehung einer Hysterie. Teilweise wurden von Eltern betroffener Kinder vor Verständigung der Polizei und der Schulleitung vorab Warnhinweise verfasst und ohne Absprache mit der Polizei über soziale Medien und Messenger herausgegeben, wo sich diese Meldungen unkontrolliert verteilten.“ Diese gut gemeinte Maßnahme behindere jedoch die Polizei bei ihrer Ermittlungsarbeit, zumal sich erfahrungsgemäß in einer Vielzahl der Fälle im Nachhinein herausstelle, „dass die geschilderten Vorfälle nicht der Wahrheit entsprechen“. Verdächtige Aktivitäten sollten der Polizei, im Akutfall über den Notruf 110, gemeldet werden. „Verbreiten Sie über soziale Netzwerke keine Gerüchte und unbestätigte Meldungen“, heißt es in einer Mitteilung der Inspektion. Die Polizei nehme jede Meldung ernst und werde jedem Hinweis nachgehen.
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