Zehn kleine Entlein sind am Freitag zwischen Inselstraße und Werder in den ehemaligen Schleusenkanal und heutigen Kraftwerksarm geraten – die Küken brachten sich instinktiv in Sicherheit, indem sie hinter ein altes Schleusentor schwammen und sich dort versteckten. Die Feuerwehr gab alles, um die Küken zu retten.
HAMELN. Die verzweifelte Enten-Mutter schnatterte aufgeregt – sie konnte den Kleinen nicht helfen. Fußgänger wurden Zeugen der sich anbahnenden Tragödie – sie informierten Stadtwerke-Mitarbeiter, die gerade Arbeiten am Rechen ausführten.
Um 11.30 Uhr wurde die Feuerwehr um Hilfe gebeten. Tierretter der Wachbereitschaft konnten den Enten-Nachwuchs nicht mit einem langen Kescher aus dem Spalt holen. Brandamtmann Sven Hildebrandt forderte die Bootsführer der Feuerwehr Hameln an. Die Spezialisten ließen das Rettungsboot 1 zu Wasser und fuhren mit Blaulicht zum Tiernotfallort. In der Strömung zu navigieren ist nicht einfach – und gefährlich. Ein rot-weißes Sperrschild warnt die Schifffahrt, keinesfalls in den Kraftwerksarm hineinzufahren. Auch eine gelbe Gefahrentonne signalisiert Lebensgefahr. „Wer dort mit einem Boot hineinfährt, hat ein ernsthaftes Problem. Da gibt es kein Entkommen mehr“, meint ein erfahrener Binnenschiffer. „Der Sog zieht einen unter Wasser – direkt vor den Rechen.“ Bootsführer Manuel Kutschera und seine Crew wagten die Fahrt dennoch. Man müsse schon fahren können und sich dabei geschickt anstellen, sagt Einsatzleiter Hildebrandt. Parallel dazu wurde ein in Absturzsicherung ausgebildeter Feuerwehrmann von einem Höhenretter gesichert. Er stieg eine Leiter hinab. Acht Küken konnten die Feuerwehrleute mit ihren Händen, ein weiteres mit einem Kescher retten.
Ein Tier trieb jedoch in Richtung Rechen und wurde von der Strömung in die Tiefe gezogen.
Sogar Taucher können in diesem Gefahrenbereich nicht ins Wasser gehen. An dieser Stelle beträgt die Strömung 45 000 bis 50 000 Liter pro Sekunde. „Der Sog kann so stark sein, dass der Signalmann, der auf dem Werder steht, einen Taucher nicht mehr an der Leine halten kann“, sagt ein erfahrener Froschmann. Man müsse schon das Kraftwerk abschalten. Hildebrandt entschied sich dagegen: „Wären Menschen in Gefahr gewesen, hätte ich das natürlich sofort gemacht.“ Mit dem Rettungsboot wurden die neun Küken auf die andere Flussseite gefahren und im Gras ausgesetzt. Kaum waren die Feuerwehrleute weggefahren, landeten auch schon die Elternvögel bei ihren Jungen. Ente gut, alles gut.
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