HAMELN. Wie blöd muss man eigentlich sein, wenn man Bundespolizisten an einem Unfallort bei der Arbeit stört, obwohl man per Haftbefehl gesucht wird? Kommt hinzu: Der Störenfried – ein 35 Jahre alter Mann aus Hameln – hatte 800 Gramm Rauschgift dabei.
Auch sein jüngerer Kumpel (32), der ebenfalls in Hameln wohnt, ist polizeibekannt.„Derzeit liegt zwar aktuell nichts gegen ihn vor, aber er hat Erkenntnisse wegen Betäubungsmittelkriminalität“, sagt Hauptkommissar Detlef Lenger. Die Bundespolizei nimmt es mit Humor: „Es ist uns auch lieber, wenn gesuchte Straftäter zu uns kommen. Dann müssen wir nicht erst lange nach ihnen fahnden. Das spart Steuergeld und Nerven“, sagt Lenger.
Der Reihe nach: Wie bereits berichtet war am Freitagabend in Springe eine S-Bahn mit einem auf den Gleisen stehenden Auto kollidiert. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, denn der 48 Jahre alte Fahrer hatte seinen VW Polo noch rechtzeitig verlassen können.
Rauschgift sichergestellt, Handschellen angelegt
Während Beamte der Bundespolizei den Bahnunfall aufnahmen, wurden ihre Ermittlungen von zwei Männern gestört. Ermahnungen seiner Kollegen hätten nicht gefruchtet, sagt Lenger. Die Personen hätten ihr Tun einfach fortgesetzt und die Beamten so erheblich gestört, dass diese ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen konnten, hieß es. Zudem seien sie beleidigt worden.
Zur Durchsetzung eines Platzverweises seien dann die Personalien der Männer festgestellt worden. Bei der Personenabfrage staunten die Bundespolizisten nicht schlecht – standen doch zwei amtsbekannte Hamelner vor ihnen. Der Ältere wurde sogar per Haftbefehl gesucht. Er hatte fast ein Kilogramm Haschisch dabei. Handschellen klickten.
Wohnung in Hameln durchsucht
Die Bundespolizeiinspektion informierte noch in der Nacht die Staatsanwaltschaft Hannover. Folge: Die Durchsuchung der Wohnung des 35-Jährigen wurde angeordnet. „Die Kollegen haben in Hameln szenetypische Verpackungsmaterialien, zwei Smartphones, die mutmaßlich für den Drogenhandel genutzt wurden, einen Schlagring, fünf Blöcke Cannabisharz und eine Tüte mit einer weißen Substanz gefunden und beschlagnahmt“, sagt Hauptkommissar Detlef Lenger. Auch ein langes Messer nahmen die Polizisten mit.
Bundespolizei ermittelt gegen Hamelner
Der offene Haftbefehl gegen den 35-Jährigen – es ging um eine Ersatzfreiheitsstrafe wegen eines Drogendelikts – wurde nicht vollstreckt, weil der 32-Jährige die noch ausstehende Geldstrafe beglichen hat. „Der Mann hat den haftbefreienden Betrag für seinen Kumpel bezahlt“, erklärt Lenger. Nach Beendigung aller polizeilichen Maßnahmen sei der 35-Jährige aus dem Gewahrsam entlassen worden. Die Bundespolizei hat Ermittlungen gegen ihn aufgenommen – wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und das Waffengesetz.
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