Eine eigene Welt, auch sie Wunderwelt, in die Alice abtaucht, ebenfalls surreal, absurd, in der alle Naturgesetze auf den Kopf gestellt sind. Eine märchenhafte Traumwelt, längst nicht so unbeschwert fantasievoll-verspielt, wofür sie lange galt – auch monströs. So beklemmend wie diese andere Welt in „Anderland“, in der Alice am Freitagabend im Theater auf der Bühne gelandet ist. In der Realität. Eine Nummer – ruhig gestellt, verwaltet. Patientin 263, kaum ansprechbar: „Alice im Anderland“.

Ein Klassiker, neu interpretiert - häufig gelingt das. Im Fall von „Tartuffe“, Molières Klassiker, das vom Theater Poetenpack aus Potsdam in Hameln präsentiert wurde, passt jedoch in den Augen des Betrachter längst nicht alles. Eines aber war beeindruckend: die Leistung der Schauspieler.

Auch das nicht ganz selbstverständlich, dass sich eine Freundschaft – eine 60-Jährige dazu – über Karikaturen darstellt. Darstellen lässt. Seit Dienstagnachmittag und einmal nicht an einem Sonnabend, an dem Hamelns Kunstkreis sonst seine Vernissagen zelebriert – zeigt die so kunstreiche Institution über 60 Karikaturen, die jetzt, chronologisch geordnet, an den Kunstkreiswänden zu bestaunen sind.

Ein Phänomen allemal, dass das „liebliche Fest“, wie Goethe Pfingsten liebevoll nannte, offenbar lieber im Stau auf unseren Autobahnen verbracht wird – und Ausstellungseröffnungen wie die der „Arche“ gestaltete, eher überschaubar besucht werden.

HAMELN.

Weihnachten vor der Tür, Familienfest und auf einem Rollo blinkt schon mal der Christbaum: Alles ist angerichtet für einen mörderischen Maiabend im Theater Hameln ...

So ein bisschen Phönix aus der Corona-Asche – und „Applaus Applaus“: Die Amateurtheatergruppe des Theaters Hameln steht nach langer Pause wieder auf der Bühne. Mit einer Kriminalkomödie von Andreas Kroll.

Ein Abend, wie man ihn auch auf Tanz spezialisierten Compagnien in solcher Geschlossenheit nur selten erleben dürfte. Von einem Landestheater schlicht nicht zu erwarten.

Die Tanztheatertage gingen 2022 zum letzten Mal über die Hamelner Bühne. Für 2023 hat Theaterdirektor Wolfgang Haendeler ein neues Festival konzipiert: Die Hamelner Theatertage. Zu einem Oberthema werden spartenübergreifend Produktionen präsentiert. Los ging es mit dem Kinderkonzert „Babar“.

Im Prinzip ein sicher spannender, aber auch schlichter Krimi. Eine Auftragsarbeit für einen Film und Friedrich Dürrenmatt noch nicht der Autor von „Besuch der alten Dame“ oder „Die Physiker“, brauchte einfach Geld. So entstand der Film „Es geschah am helllichten Tag“.

Geradezu zum Begriff geworden und Gershwins „Ein Amerikaner in Paris“ am Mittwochabend vor ausverkauftem Haus auch denen vertraut, die den berühmten Film nicht gesehen haben. Aber vielleicht Bilder kennen mit Gene Kelly und Leslie Caron.

„Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt. Entscheidet Euch, eh es zu spät ist!“ Mit diesen eindringlichen Worten appellieren 1943 die Mitglieder der „Weißen Rose“ an das Gewissen ihrer Mitmenschen – allen voran Sophie und Hans Scholl.

Ein ebenso wunderbarer wie faszinierender Erzähler – und doppelt faszinierend: Als Autor einer Biographie-Etappe, die er „Der Sommer meines Lebens“ nennt und als Idee „Follow the Sun“. Es kam einiges zusammen, als sich das Leben des 16-jährigen Helmut Zierl an einem einzigen Tag dramatisch veränderte.

Mit dreijähriger Verspätung fand das erfolgreiche Grusical „Der kleine Horrorladen“ in der Inszenierung des Landestheaters Detmold am Samstagabend jetzt doch noch den Weg auf unsere Bühne. Vor ausverkauftem Haus. Und Corona längst Vergangenheit.

Fast ein bisschen „alte Zeiten“ vor Corona erinnert – und „arche Frühling `23“ am Freitagabend zur Freude nicht nur der „archeaner“ ungewohnt gut besucht. Aufbruchsstimmung.

Den Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ haben ungezählte Menschen gelesen, die Filme gesehen – ein weiteres, schmerzhaft berührendes Werk mit diesem Titel ist die Graphic Novel von Peter Eickmeyer und Gaby von Borstel, die jetzt im Kunstkreis Hameln gezeigt wird.

„Einfach brilliant“, die Brass Band Berlin zu Gast im Theater Hameln. Die Musiker der Spitzenklasse führen in höchstem Tempo durch die Musikgeschichte und begeistern das Publikum.

So macht Theater Spaß, wird zum unvergesslichen Erlebnis – gleichermaßen für Kinder und ihre Begleiter, die am Sonntagnachmittag im TAB, während draußen „Mystica Hamelon“ fröhlich Wiederauferstehung feierte, die Geschichte von der „gestiefelten Katze“ erleben durften.

Eine Art Weltbestseller, schon als Volksbuch, das bereits 1515 als Buchdeckel einen Mann auf einem Pferd zeigt, der in der linken Hand einen Spiegel, in der rechten Hand eine Eule hält und viele Schreibweisen kennt, von Dil über Dyl bis zum Tyll Ulenspiegel. In der niederdeutschen Version heißt „ulen“ übrigens fegen oder wischen und „Spegel“ steht für Gesäß. Also „Wisch mir‘n Hintern“ und „Ul’n Spegel“ schlicht: „Leck mich am Arsch.“ Daniel Kehlmann hat daraus seine eigene Version geschaffen, versetzt seinen „Tyll“, der angeblich 1300 bei Braunschweig, das sich damals noch Brunswick schrieb, zur Welt kam und 1350 in Mölln verstarb, in die wirre Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Es war nicht das erste Mal, dass das Westfälische Landestheater Castrop Rauxel unsere Bühne unwiderstehlich rockte - ob mit der „Buddy Holly Story“, dem „Beat Club“ von Radio Bremen. Am Samstag hieß das Programm: „Elektroschock im Sonderzug“.