HAMELN. Am 13. August 1992 fand im Weserbergland-Stadion das legendäre Konzert von Michael Jackson, dem "King of Pop", statt . 25 000 Menschen jubelten damals dem Weltstar zu. Ein Mega-Ereignis für die Rattenfängerstadt, und das spektakulärste Open Air, das Hameln je erlebte. Bis heute wollen manche noch nicht glauben, dass es wirklich Jacko war, der mit seinem Auftritt die Massen so begeisterte, dass sie den Dauerregen glatt vergaßen. „Aber er war’s“, sagt Horst Körber, damals Anzeigen-Chef bei der Deister- und Weserzeitung in Hameln. Ein Rückblick.
Die Dewezet-Zeitungsgruppe hatte den Star, der gerade auf Welttournee war, nach Hameln geholt. Noch heute klingt es wie ein Märchen, wenn Körber erzählt, wie es zu dem Auftritt kam: „Es war des Ergebnis eines Versuchs, mal ein großes Open Air nach Hameln zu holen.“ Körber hatte sich deswegen an den Sony-Music-Manager in Berlin gewandt: „Und irgendetwas muss dann in Bewegung gekommen sein“, erinnert er sich. Jedenfalls rief eines Tages Klaus Rittgen von der Konzertagentur Showtops in Hannover an und fragte: „Wollt ihr Michael Jackson haben?“ „Ich dachte, der will mich auf den Arm nehmen“, sagt Körber rückblickend: „Das war unfassbar!“ Später erfuhr er: Es gab zwei Zusatzkonzerte zur Welttournee Jacksons – eins in Bayreuth und eins in Hameln. Für die Rattenfängerstadt wurde ein Traum wahr.
„Tausende von Armen recken sich in die Höhe, Tausende schreien, viele weinen, ein Meer von Wunderkerzen und Feuerzeugen blitzt unter Regenschirmen auf. Der letzte Paukenschlag der ,Carmina Burana‘ dröhnt über 168 Lautsprecherboxen, ein Riesenknall, und wie aus dem Nichts steht Jacko über ihrer aller Köpfe – wie ein lebendiges Denkmal: ganz in hautengem, schwarzem Leder und Glitter, die Korkenzieherlocken tief ins Gesicht fallend, die Rechte zum Gruß erhoben, die Linke aufreizend an der Hüfte“, schrieb die Dewezet, die eigens zu dem Ereignis auch einen achtseitigen Sonderdruck herausgebracht hatte, der im Stadion verteilt wurde. „Es war schon beeindruckend“, sagt der Hamelner Musiker Rainer „Bob“ Dulas, der damals eine Karte für das Konzert geschenkt bekommen hatte. Dulas: „Ich bin nie ein richtiger Fan seiner Musik gewesen, aber Jackson war schon ein begnadeter Musiker.“ Am besten fand das Urgestein der heimischen Blues- und Rockszene den Amerikaner als kleinen Jungen bei den Jackson 5: „Mit ,I’ll be there‘ hat er mich zu Tränen gerührt“, gesteht Dulas.
Für Jackos Auftritt in Hameln wurden Straßen gesperrt, als er mit Polizei-Eskorte anreiste. Große Schilder mit „Welcome, Michael“ hießen ihn am Straßenrand willkommen. Wegen der Hysterie um den Mega-Star wurden falsche Fährten gelegt: „Übernachtet hat er dann aber wohl in Hannover“, weiß Körber.
Noch heute schwärmen die Fans vom Konzert im Stadion. Reihenweise sollen junge Frauen kollabiert sein. Für 20 Kinder aus Hameln, Rinteln, Bückeburg, Springe, Elze, Detmold und Hannover wird der Auftritt des „King of Pop“ zum unvergesslichen Erlebnis: Sie bilden den Chor, als Jacko „Heal the world“ singt.

„Wir haben einen ganz Großen verloren“, sagt Körber, der ursprünglich kein Jackson-Fan war, durch die Bekanntschaft und Beschäftigung mit ihm aber einer wurde: „Jackson war sehr sensibel, sehr zerbrechlich, eine tragische Figur.“ Und backstage lange nicht so unnahbar, wie immer behauptet wird. Für Hameln wurde das Konzert zum ersten großen Medienereignis, für die Besucher zum unvergesslichen Erlebnis.
Dass der größte Popstar des Jahrtausends im Goldenen Buch der Stadt Hameln steht, scheint selbstverständlich. Und doch hat es nur mit einem Trick geklappt. Jacko hatte nur vor seinem Konzert in Bremen Zeit. Für eine Reise in die Hansestadt aber fand sich kein Hamelner Stadtoberhaupt. Kurzerhand wurde eine Seite aus dem Goldenen Buch gerissen und dem Bürgermeister der Rattenfänger-Spielschar mitgegeben: Jackson signierte – und die Seite wurde in Hameln wieder eingeklebt.

Rocklegende Ian Anderson, der mit Jethro Tull in der Rattenfänger-Halle auf der Bühne stand, bedauert den Tod des Stars, auch wenn er nie sein Fan war: „Jackson war sehr talentiert.“ Der „Rattenfänger der Rockmusik“ hätte sich gewünscht, dass Jacko in Würde und seinem Alter entsprechend noch weiter hätte auftreten können und nicht länger dem Peter-Pan-Image des ewigen Kindes hinterher gejagt wäre. Mit einem Schuss Sarkasmus und britischem Humor setzt Anderson hinzu: „Ein Glück für Madonna: Sie muss jetzt nicht mehr nach Malawi reisen, um kleine Kinder zu adoptieren. Als gute Tat kann sie jetzt Jacksons Kinder übernehmen.“
Michael Jackson in Hameln: 1992 trat der „King of Pop“ im Hamelner Weserbergland-Stadion auf. Eine Sensation für die Rattenfängerstadt. Der Dewezet-Zeitungsgruppe war es gelungen, den Mega-Star nach Hameln zu holen.
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