Von Julia Niemeyer
Das war knapp! Die Hamelner hätten ihren Unmut über die Fußgängerzonen-Planung kaum deutlicher zum Ausdruck bringen können. 11316 Menschen nutzten die Gelegenheit, Politik und Verwaltung ein dickes „Mangelhaft“ ins Zeugnis zu schreiben.
Von Julia Niemeyer
Das war knapp! Die Hamelner hätten ihren Unmut über die Fußgängerzonen-Planung kaum deutlicher zum Ausdruck bringen können. 11316 Menschen nutzten die Gelegenheit, Politik und Verwaltung ein dickes „Mangelhaft“ ins Zeugnis zu schreiben. Dass vermutlich viele Wähler diese Note nicht nur für die Fußgängerzonen-Planung, sondern rückwirkend für eine Vielzahl kommunal- und kreispolitischer Entscheidungen der letzten Jahre – etwa das Ja zur Stadtgalerie oder die Erlebniswelt-Renaissance-Pleite – vergaben, macht das Ergebnis nur noch besorgniserregender.
Am Ende reichte es zwar nicht ganz, um die Renovierung zu stoppen, aber das ist vielleicht nur dem schönen Wetter zu verdanken. Welch bittere Erkenntnis! Und was für eine Niederlage für Verwaltung und Politik! Das Ergebnis des Bürgerentscheids zeigt, wie sehr das Vertrauen in die „Obrigkeit“ gelitten hat. Und es muss wachrütteln, denn nach diesem knappen Ausgang liegen die Nerven erst einmal blank. Die Bürger werden sensibel auf jede Spur von Arroganz und Überheblichkeit achten. Sie werden genau beobachten, ob die abgegebenen Lippenbekenntnisse für mehr Beteiligung und Kommunikation nun endlich in die Tat umgesetzt werden.
Rat und Rathaus stehen damit vor einer Mammutaufgabe, die sie meistern müssen, um irreparable Schäden am politischen System unserer Stadt zu vermeiden. Doch das ist leichter gesagt als getan: Das Fußgängerzonen-Debakel muss allen Verantwortlichen mehr als deutlich gemacht haben, dass gelungene Kommunikation nicht die Regel, sondern eine hohe Kunst ist, die nicht jeder beherrscht. Es ist an der Zeit sich einzugestehen, dass man ohne professionelle Hilfe das Kind nicht mehr aus dem Brunnen wird retten können.
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